Erbes-Büdesheim

Westlich von Alzey liegt in 250 m Höhe das von geologischen Besonderheiten, botanischen Einmaligkeiten und einer ganzen Anzahl überraschender historischer Fakten begleitete Erbes-Büdesheim. Die Ortsgemeinde gehört zu dem Erholungsgebiet der sogenannten „Rheinhessischen Schweiz“.

Zu den Besonderheiten des Ortes gehören die uralten Steinkreuze an der Offenheimer und der Nacker Straße, der einstige See im Ostteil der Gemarkung, auf den heute noch Flurnamen hinweisen, der Eicherwald im Nordwesten und seiner sehr altertümlichen Parzelleneinteilung, das Quecksilber-Bergwerk im äußersten Nordwesten unterhalb des Eicherwaldes und der Galgen im Osten an der Heimersheimer Gemarkungsgrenze.

Bereits in der Jungsteinzeit (4500–1800 v. Chr.) war die Stelle besiedelt, ebenso in der Frühen Eisenzeit (700–450 v. Chr.) und der Späten Eisenzeit (450 – 15 v. Chr.), wie durch zahlreiche Funde belegt ist. Auch in der Römerzeit gab es eine Ansiedlung, und im Jahre 1909 wurde ein ganzes fränkisches Gräberfeld entdeckt.

So war die Stelle, an der heute Erbes-Büdesheim gelegen ist, schon lange Zeiten hindurch – wahrscheinlich mit Unterbrechungen – besiedelt. Zum ersten Mal wurde das Dorf am 2. bis 4. Januar 767 urkundlich erwähnt und seine damalige Michaels-Kirche erstmals zwischen 767 und 768.

Der erste namentlich bekannte Einwohner war ein gewisser Egilolf, der zu dem genannten Datum dem gegenüber Worms auf der anderen Rheinseite gelegenen Kloster Lorsch 10 Joch Ackerland verkaufte und dafür ein Pferd erhielt. Der getreuen und genauen Notierung dieses Verkaufs durch die Mönche verdankt Erbes-Büdesheim, ähnlich wie fast alle Dörfer Rheinhessens, seine erste Erwähnung.

Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde
Um 1556 wurde die Reformation in Erbes-Büdesheim eingeführt. Die einzige damals existierende Kirche, die an der Stelle der heutigen katholischen Kirche stand, und dem Heiligen Bartholomäus geweiht war, wurde zum Gotteshaus der evangelischen Kirchengemeinde. Sie gehörte seit 1559 zur evangelisch-lutherischen Landeskirche des Herzogtums Pfalz-Simmern.

1598 kam Erbes-Büdesheim an die Kurpfalz, die seit 1561 reformiert war. Im 30-jährigen Krieg besetzten spanische Truppen das Gebiet und Erbes-Büdesheim wurde rekatholisiert. Nach dem Westfälischen Frieden (1555) wurde die Gemeinde wieder reformiert und blieb es bis zur Einführung der Union von 1822 (Zusammenschluß der reformierten und lutherischen Kirchengemeinden). Außerdem kam im Jahr 1648 Ensheim als Filiale zu Erbes-Büdesheim.

Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges (Eroberungsversuch der Pfalz durch den französischen König Ludwig XIV.) befahl 1688 der französische Intendant La Fontenel die Öffnung aller reformierten und lutherischen Kirchen für die römisch-katholische Messe.

In der pfälzischen Kirchenteilung von 1706 fiel die alte Kirche nun endgültig an die Katholiken. Der reformierte Gottesdienst fand nun mit Erlaubnis des Kurfürsten von der Pfalz, Johann Wilhelm, in Privathäusern und im Rathaus statt.

Evangelische Kirche
Der Besitzer des Weißen Schlosses (gegenüber der evangelischen Kirche), Samuel Friedrich Freiherr von Rochow verkaufte 1724 der reformierten Gemeinde den sogenannten Haintzer Hofplatz als Kirchenplatz für 200 fl (Gulden). Der Kirchenneubau wurde zum Teil durch ein Kollektenpatent finanziert, das 1733 genehmigt wurde. Valentin Wagner und Johann Emmerich aus Erbes-Büdesheim sammelten nun Kollekten in anderen Gemeinden.

Mittlerweile hatte die Familie La Roche das Weiße Schloß erworben. Ebenfalls im Jahr 1733 kaufte Susanna Katharina Freifrau von La Roche für 200 fl ein Erbbegräbnis in der zu erbauenden reformierten Kirche. Im Herbst 1734 begann man mit dem Bau, der sich bis in den Winter 1735 hinzog. Unter dem Altar ließ sich die Familie La Roche eine Gruft einbauen. Ein Gedenkstein aus dieser Gruft befindet sich im hinteren Teil der Kirche. Die Kirchenbaurechnung weist aus, dass der Neubau 1524 fl und 56 Kreuzer gekostet hat.

Die neue Kirche war mit einer Orgel unbekannter Herkunft ausgestattet. Diese sollte 1789 repariert werden, was jedoch unterblieb. Eine erste Renovierung fand im Jahr 1838 statt. 1841 wurde die heute noch vorhandene Orgel des Mainzer Orgelmeister Dreymann eingebaut. Das wertvolle einmanualige Instrument mit 9 Registern im Manual und zwei Registern im Pedal weist – bis auf die Prospektpfeifen, die im Jahr 1917 zu Kriegszwecken entfernt wurden – den ursprünglichen Bestand an Pfeifen und Mechanik aus. Eine umfangreiche Restaurierung erfolgte im Jahr 1990 durch die Fa. Schuke/Berlin.   

Bei Renovierungsarbeiten im Jahr 1954 wurde die Gruft der Familie La Roche mit Sandsteinplatten verschlossen. In 2009/2010 wurde die Gruft saniert und wieder zugänglich gemacht.

Quellen: Ortsgemeinde Erbes-Büdesheim, Wikipedia, Karl-Heinrich Sailler und Eric Bohn